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Eine Nacht auf der Rinderalpe 

Im Sommer ist meine kleine Schwester Anna Hirtin auf der Vergaldner Rinderalpe. Mit ihrem Freund Simon und den beiden Hirtenhunden Meiti und Sonntag verbringen sie um die 100 Tage in den Bergen. Ihre Gäste: ca.210 Rinder und 25 Pferde. Oft haben sie auf ihren Hütten keinen Strom oder sogar kein fließend Wasser.

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Sobald ich Zeit habe und es Wochenende ist heißt es für mich „nix wia ussi“ und hoch auf die Alpe zu meiner Schwester.
Meine Anreise starte ich vom Kuhstofel (Kuhstall) im Vergaldner Tal aus. Trotz genauer Überlegungen was ich brauche und der Reduzierung auf das Nötigste, ist mein Rucksack sehr schwer und vollgepackt.Das liegt wohl an meiner Kamaraausrüstung und den Mitbringseln für Anna und Simon. In dieser Sache kann man mich wohl als moderne Schmugglerin bezeichnen 😉 Als Schmuggelware beliebt sind alle frischen Sachen, wie Obst, Salat, Milch, Butter und natürlich auch Schokolade. Mit meinem Hirtenstock und Gepäck laufe ich los. Es ist immer noch sehr heiß und die Schwüle drückt mir entgegen.

Gut 35 Minuten später hör ich die ersten Laute von Meiti, dem kleinen, quickfidelen Appenzellermischling. Anna’s Silhouette zeichnet sich über dem Bergkamm ab und ein paar Meter dahinter wedelt aufgeregt Sonntag mir entgegen. Ich freue mich riesig alle wieder zu sehen, da ich sie im Tal oft sehr vermisse. Zu still ist es zu Hause ohne ihnen.

Angekommen auf der Schafberghütte suche ich erst einmal einen kleinen Platz für mein Gepäck, damit es nicht im Weg rumsteht. Es liegt Aufbruchsstimmung in der Luft, Anna und Simon packen schon die wenigen Dinge die sie mitnehmen zusammen um am nächsten Nachmittag zu „zügla“ und auf die nächste Hütte zu ziehen. Nach einer viertel Stunde geht es wieder los. Anna und ich müssen zum „Vech ga luaga“ und noch einmal hoch zum Matschuner Joch. Auf dem Weg entdecken wir eines der letzten Schneefelder. Wir blödeln mit Sonntag und Meiti eine Runde und genießen die menschenlose Aussicht. 😉 Bis auf ein paar neugierige Murmeltiere sind wir mausalleine und es ist mucksmäuschenstill. Schneeballschlacht im Hochsummer – herrlich.

Angekommen am Matschuner Joch freuen wir uns, da mit dem Vech alles in Ordnung ist. A Freudatänzle unter Schwöstra inklusive…


Es wird langsam dunkel und wir machen uns auf den Weg zurück zur Hütte. Kurzzeitig beginnt es zu Hageln, es hört aber Gott sei Dank schnell wieder auf.

Der Abend bricht herein und ich habe Glück. Simon meint, „Linda immr wenn du zBsuach hoba bisch isch a wahnsinns Obadstimmig“ und er hat recht. Langsam ziehen die Nebelschwaden zwischen die langen Gräser vor der Hütte und tauchen den Abend in kitschig schöne Pastellfarben.

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Ich sitze mit Anna barfuß im hohen Gras und wir schauen in die Ferne ins Tal. Wir hören nichts, außer Meitis Juchzer.

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Mystisch legt sich der Nebel zwischen die Spitzen des Muntavuner Panoramas. Es ist einer dieser Momente, an dem die Welt still steht  und der Moment zu Ewigkeit wird. Es wird mir wieder einmal klar wie wenig ich brauche um glücklich zu sein.

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Langsam werde ich müde. Anna liegt schon im Bett und liest ein Buch. Simon und ich basteln noch eine Weile an der Kamera herum und nehmen ein paar Nachtaufnahmen auf. Es ist sternenklar und der Himmel ist zum Greifen nah. Es wird stockdunkel. Zeit um ins Bett zu gehen. In vier Stunden geht es schon wieder los. Wir wollen den Sonnenaufgang am Joch erleben…Zufrieden und glücklich schlafe ich ein.

 

 

4 Gedanken zu „Eine Nacht auf der Rinderalpe 

  1. Ganz toll gschrieba Linda 😘

    1. wunderschön geschrieben und wennman euch kennt kann man es miterleben beim lesen echt toll und unbeschreiblich schön <3

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